Urbane Gewalträume
Espaces_et violences
Sozialer Protest, Terrorismus und Eruptionen individueller wie kollektiver Aggressionen prägen nicht erst im 21. Jahrhundert, sondern seit den Anfängen der Urbanisierung das Bild der europäischen Stadt. Wo sich Gewalt verdichtet, entstehen „Problemviertel“ oder gar „No-Go-Areas“, die von vielen Stadt- bewohnern gemieden, von den Medien sorgenvoll beobachtet, von Wissenschaftlern analytisch seziert und von den Behörden mit besonderen Maßnahmen überzogen werden.
Der „urbane Gewaltraum“ wird hier zugleich als physischer wie als sozialer und diskursiver Zusammenhang verstanden. In diesem konzeptionellen Rahmen wird das komplexe Wechselspiel vielfältiger Akteure und Faktoren bei der Entstehung und Auflösung von Gewalträumen greifbar: z.B. der Zusammenhang zwischen Architektur / Raumplanung und Gewalt, zwischen dem Wissen der Polizei und der Delinquenz oder zwischen Medien und Sozialwissenschaften.
Im europäischen Maßstab zeigt sich darüber hinaus, wie urbane Gewalträume in grenz- überschreitende Wechselwirkungen und Austauschprozesse eingebunden sind: Migrationen sowie gegenseitige Beobachtung und Imitation sorgen gleichermaßen für die internationale Verflechtung von Gewaltphänomenen wie von Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Ein aus solcher Perspektive gewonnenes Verständnis bietet nicht nur Stoff für öffentliche Debatten, sondern eröffnet auch neue Chancen für die Praxis.